Untergruppen, Untergruppenkriterien

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Inhaltsverzeichnis

Beispiele, Gegenbeispiele

Beispiel 1

Wir gehen von der additiven Gruppe der Restklassen modulo 6 aus [\mathbb{Z}_6, \oplus].
Die Gruppe besteht aus den folgenden Restklassen: \mathbb{Z}_6=\{ \overline{0}, \overline{1}, \overline{2}, \overline{3}, \overline{4}, \overline{5} \}
Die Gruppentafel sieht wie folgt aus:

\oplus  \overline{0}  \overline{1}  \overline{2}  \overline{3}  \overline{4}  \overline{5}
 \overline{0}  \overline{0}  \overline{1}  \overline{2}  \overline{3}  \overline{4}  \overline{5}
 \overline{1}  \overline{1}  \overline{2}  \overline{3}  \overline{4}  \overline{5}  \overline{0}
 \overline{2}  \overline{2}  \overline{3}  \overline{4}  \overline{5}  \overline{0}  \overline{1}
 \overline{3}  \overline{3}  \overline{4}  \overline{5}  \overline{0}  \overline{1}  \overline{2}
 \overline{4}  \overline{4}  \overline{5}  \overline{0}  \overline{1}  \overline{2}  \overline{3}
 \overline{5}  \overline{5}  \overline{0}  \overline{1}  \overline{2}  \overline{3}  \overline{4}

Wir wählen aus \mathbb{Z}_6 die folgende Teilmenge 2\mathbb{Z}_6aus:

2\mathbb{Z}_6:=\{\overline{0}, \overline{2}, \overline{4}\}

[2\mathbb{Z}_6, \oplus] ist eine Gruppe und damit eine Untergruppe von [\mathbb{Z}_6, \oplus]

 \oplus  \overline{0}  \overline{2}  \overline{4}
 \overline{0}  \overline{0}  \overline{2}  \overline{4}
 \overline{2}  \overline{2}  \overline{4}  \overline{0}
 \overline{4}  \overline{4}  \overline{0}  \overline{2}

Beispiel 2

Die Gruppe der Bewegungen

Die Gruppenmitglieder

Unter einer Bewegung \beta versteht man eine abstandserhaltende Abbildung der Ebene auf sich:
Es sei \varepsilon unsere Ebene.

\beta ist Relation
\forall P \in \varepsilon \exist P' \in  \varepsilon: P'=\beta(P)
\beta ist eindeutig und damit Abbildung
\forall P  \in  \varepsilon: P'=\beta(P) \land  P^*=\beta(P) \Rightarrow P'=P^*
\beta ist abstandserhaltend
\forall P, Q \in  \varepsilon: \vert PQ \vert = \vert \beta(P) \beta(Q)\vert

Die Menge aller Bewegungen wollen wir mit \Beta bezeichnen.

Die Verknüpfung

wir wählen als Verknüpfung auf \Beta die NAF von Abbildungen und kennzeichnen diese mit \circ.

[\Beta, \circ] ist Gruppe

Abgeschlossenheit

Es seien \alpha und \beta zwei Bewegungen.
Wir haben zu zeigen, dass \alpha \circ \beta eine Bewegung ist.
Da die NAF zweier Abbildungen der Ebene auf sich ist tivialerweise wieder eine Abbildung der Ebene auf sich. Wir müssen nur zeigen dass \alpha \circ  \beta abstandserhaltend ist:

\begin{matrix}
(1) & \vert PQ \vert = \vert \alpha(P) \alpha(Q) \vert & \alpha \text{ ist Bewegung und damit abstandserhaltend} \\
(2) & \vert \alpha(P) \alpha(Q) \vert = \vert \beta(\alpha(P)) \beta(\alpha(Q))  \vert & \beta \text{ ist Bewegung und damit abstandserhaltend} \\
(3) & \vert PQ \vert= \vert \beta(\alpha(P)) \beta(\alpha(Q))  \vert & (1), (2)
\end{matrix}

Assoziativität

Die NAF von Abbildungen ist immer assoziativ.

Einselement

Wir betrachten die Abbildung \operatorname{id}, die jeden Punkt die Abbildung der ebene auf sich selbst abbildet:
\forall P \in  \varepsilon: \operatorname{id}(P)=P
Damit ist \operatorname{id} eine Abbildung der Ebene auf sich. Wegen \operatorname{id}(A)=A \land \operatorname{id}(B)= B, \forall A,B 
 \in \varepsilon gilt natürlich auch \vert AB\vert = \vert \operatorname{id}(A) \operatorname{id}(B)\vert.
\operatorname{id} erfüllt die Eigenschaften eines Einselementes:
\forall P \in \varepsilon : \beta \circ \operatorname{id}(P)= \operatorname{id}(\beta(P))=\beta(P) und somit \operatorname{id} \circ \beta = \beta.

inverse Elemente

Es genügt zu zeigen, dass jede Bewegung \beta eineindeutig ist, d.h. dass jeder Punkt \R \in \varepsilon bei \beta ein und nur ein Urbild Q \in  \varepsilon hat.

Injektivität von \beta

Sei P' das Bild von P bei der Bewegung \beta. Wir haben zu zeigen, dass es keinen Punkt Q \in  \varepsilon, Q \not \equiv P gibt, der durch \beta auch auf P' abgebildet wird. Wir nahemen, an, dass es einen solchen Punkt Q gibt. Dann gilt:
0=\vert P'P' \vert = \vert PQ \vert und damit P \equiv Q, was ein Widerspruch zur Annahme P \not \equiv Q ist.

Surjektivität von \beta

Wir haben zu zeigen, dass jeder Punkt Q \in  \varepsilon bei der Bewegung \beta ein Urbild hat.
Annahme: Q hat kein Urbild bei \beta. Da jeder Punkt der Ebene \varepsilon durch \beta auf genau einen Punkt der Ebene \varepsilon abgebildet wird und der Punkt Q kein Urbild hat, müssen wenigstens zwei verschiedene Punkte A und B aus \varepsilon durch \beta auf ein und denselben Punkt C abgebildet werden:

  1. A \overset{\beta}{\rightarrow} C
  2. B \overset{\beta}{\rightarrow} C

Wegen \vert CC \vert = 0 = \vert \beta(A) \beta(B) \vert müssen A und B ein und derselbe Punkt, also identisch sein. Das ist ein Widerspruch zu A\not\equiv B. Unsere Annahme Q hat kein Urbild ist also zu verwerfen.

Die Untergruppe der Drehungen um ein und denselben Punkt

Drehungen

Eine Bewegung die entweder die Identität ist oder genau einen Fixpunkt Z besitzt, heißt Drehung. Falls die Bewegung genau den Fixpunkt Z hat, sprechen wir von einer Drehung um Z.

Die Gruppe der Drehungen um ein und denselben Fixpunkt

Es sei Z ein beliebiger aber fester Punkt der Ebene. Wir betrachten \mathbb{D}_Z die Menge aller Drehungen um Z. Als Verknüpfung auf \mathbb{D}_Z wählen wir die \circ, die NAF von Abbildungen. [\mathbb{D}_Z, \circ ] ist eine Gruppe:

Abgeschlossenheit

Es seien D_1 und D_2 zwei Drehungen um Z. Wir haben bererits geszeigt, dass die NAF zweier Bewegungen eine Bewegung ist. Da D_1 und D_2 zwei Bewegungen sind, ist D_3:= D_1 \circ D_2 ebenfalls eine Bewegung. Weil Z ein Fixpunkt sowohl von D_1 als auch von D_2 ist, muss Z auch ein Fixpunkt von D_3 sein. Es können jetzt genau zwei Fälle auftreten:

Fall 1

Z ist der einzige Fixpunkt von D_3. In diesem Fall ist D_3 eine Drehung mit dem Fixpunkt Z.

Fall 2

D_3 hat neben Z einen weiteren Fixpunkt F.
Das bedeutet:

\begin{matrix}
\text{(I)} & Z &\overset{D_3}{\rightarrow} &Z \\ 
\text{(II)} &F &\overset{D_3}{\rightarrow} &F
\end{matrix}
Wegen der Abstandserhaltung von D_3 ist jeder Punkt G der Geraden ZF ist ein Fixpunkt bei D_3. (Der Leser überzeuge sich davon.) Die Gerade ZF ist damit eine Fixpunktgerade bei D_3.
Sei P \not \in ZF. Für das Bild P' mit P \overset{D_3}{\rightarrow} P'
gibt es jetzt genau zwei Möglichkeiten:


\begin{matrix}
\text{a)} & P' \in ZF,P^+ \\
\text{b)} & P' \in ZF,P^-
\end{matrix}
Im Fall a) ist wegen der Abstandserhaltung von D_3 ~ P' \equiv P, woras folgt, dass jeder Punkt der Ebene bei D_3 ein Fixpunkt ist. D_3 wäre damit die Identität und somit eine Drehung.
Fall b) kann nicht eintreten. (Der Leser überzeuge sich davon.)

Assoziativität

Die NAF von Abbildungen (Funktionen) ist generell assoziativ.

Einselement

Die Identität leistet das Verlangte.

Inverse Elemente

Wir wissen bereist, dass jede Bewegung genau ein inverses Element besitzt. Es bleibt zu zeigen, dass die inverse Bewegung D_Z^{-1} zu einer Bewegung D_Z mit genau dem Fixpunkt Z eine Bewegung mit genau dem Fixpunkt Z ist. Zunächst ist  Z ein Fixpunkt von D_Z^{-1}: D_Z^{-1} bildet jeden Punkt der Ebene auf sein Urbild bei  D_Z ab. Weil  Z das Bild von  Z bei  D_Z ist, ist  Z also auch ein Fixpunkt bei  D_Z^{-1} . Sollte  D_Z^{-1} enen weiteren von  Z verschiedenen Fixpunkt  F haben, wäre jener Punkt  F nach analogen Überlegungen auch ein Fixpunkt bei  D_Z.  D_Z hat jedoch nur den einen Fixpunkt  Z.

Fazit

Die Drehungen um ein und denselben Punkt  Z bilden bzgl. der NAF von Abbildungen eine Gruppe und sind damit eine Untergruppe der Gruppe aller Bewegungen.

Weitere Beispiele und Gegenbeispiele bzgl. der Gruppe der Bewegungen

Spiegelungen

Eine Geradenspiegelung ist eine Bewegung mit genau einer Fixpunktgeraden.

gleichsinnige Bewegungen

Alle Bewegungen, die sich als NAF zweier Geradenspiegelungen schreiben lassen bilden bzgl. der NAF eine Untergruppe aller Bewegungen.

Gegenbeispiel

Die Menge aller Spiegelungen bildet bzgl. der NAF keine Untergruppe der Gruppe der Bewegungen.

Gegenbeispiel 1

Wir betrachten [\mathbb{Z}_7, \oplus ] und [\mathbb{Z}_7, \otimes ]. Da wir bei multiplikativen Restgruppen das neutrale Element bezüglich der Restklassenaddition nicht berücksichtigen ist die Menge der multiplikativen Restklassengruppe modulo 7 eine echte Teilmenge der additiven Restklassengruppe modulo 7. In beiden Fällen handelt es sich um Gruppen, [\mathbb{Z}_7, \otimes ] ist jedoch keine Untergruppe von [\mathbb{Z}_7, \oplus ].

Gegenbeispiel 2

[\mathbb{Z}_4, \oplus ] ist bekannterweise eine Gruppe. [T, \oplus] mit T:=\{\overline{1}, \overline{2}, \overline{0}\} ist keine Untergruppe von [\mathbb{Z}_4, \oplus ], weil [T, \oplus] keine Gruppe ist.

Definition des Begriffs Untergruppe

Definition: (Untergruppe)

Es sei [G, \circ] eine Gruppe und U eine Teilmenge von G. [U, \circ ] ist Untergruppe von [G, \circ], wenn [U, \circ] selbst Gruppe ist.

Satz: (triviale Untergruppen)

Jede Gruppe hat wenigstens zwei Untergruppen: Sich selbst und die Untergruppe die nur aus dem Einselement der Gruppe besteht.

Untergruppenkriterium 1

Satz: (Untergruppenkriterium 1)

Es sei [G, \circ] eine Gruppe und U \subseteq G. [U, \circ] ist genau dann Untergruppe von [G, \circ], wenn:

\begin{matrix}
\text{(I)} & \forall a,b \in &U & : & a \circ b &\in U \\
\text{(II)} & \forall a \in &U & : & a^{-1} &\in U
\end{matrix}

Untergruppenkriterium 2

Satz (Untergruppenkriterium 2)

Es sei [G, \circ] eine Gruppe und U \subseteq G. ~ ~[U, \circ] ist genau dann Untergruppe von [G, \circ], wenn:

\forall a,b \in U  : a \circ b^{-1}\in U

Beweis von UGK 2

Wenn UGK1 bewiesen wurde (was keine Schwierigkeit darstellt) reicht es zu zeigen, dass \text{UGK1} \Leftrightarrow \text{UGK2} gilt.

\rightarrow

trivial

\leftarrow

Es sei [G, \circ] eine Gruppe mit Einselement e. U \subseteq G.

Voraussetzung

\text{(*)}~\forall a, b \in U: a\circ b^{-1}\in U.

Behauptungen


\begin{matrix}
\text{(I)} & \forall a, b \in U: & a \circ b \in U \\
\text{(II)} & \forall b \in U: & b^{-1} \in U 
\end{matrix}

Beweis

Zeigen, dass e \in U

\text{(*)} sagt aus, dass mit a und b aus der Teilmenge U auch das Produkt a \circ b^{-1} ein Element von U ist.
Setzen b=a, womit nach \text{(*)}~ a\circ a^{-1} \in U gilt. Wegen a \circ a^{-1} =e ist das Einselement e ein Element der Teilmenge U.

Zeigen, dass mit b auch b^{-1} zu U gehört

Wegen e \in U (gerade gezeigt) und b \in U (Voraussetzung) gilt nach \text{(*)} e \circ b^{-1} = b^{-1} \in U.
\text{(II)} ist damit bewiesen.

Zeigen, dass die Verknüpfung \circ abgeschlossen auf U ist

Wir haben gerade gezeigt, dass mit b \in U auch b^{-1} \in U gilt.
Mit a \in U und b^{-1} \in U gilt nach \text{(*)} a \circ \left ( b^{-1} \right ) ^{-1} \in U.
Nach einem Hilfssatz aus der Vorlesung gilt: \left ( b^{-1} \right ) ^{-1} = b und damit a \circ b \in U, womit \text{(I)} bewiesen wurde.